Heute geht es um Talent beim Tischfußball. Es spielt eine große Rolle, wenn man zum ersten Mal mit Kickern anfängt und nicht weiß, ob man es zu seinem Hobby machen möchte. Allerdings ist es auch oft genannt, wenn man die guten von den besten Spielern abgrenzen möchte. Wie entscheidend ist also das eigene Talent, wenn man mit Kickern anfangen oder zu einem der besten Spieler werden will?

Talent ist Grundvoraussetzung. Als Talent würde ich eine besondere Befähigung einer Person bezeichnen, auf bestimmten Gebieten besonders große Leistungen erbringen zu können. Dabei spreche ich bewusst von Befähigung zur Leistung und nicht der Leistung an sich. Das Talent ist also eine naturgegebene Grundvoraussetzung, damit man in einem bestimmten Gebiet überhaupt zu überdurchschnittlichen Leistungen in der Lage ist.

Das kann man auch am Anfang beim Kickern beobachten. Wenn man eine Gruppe von Menschen betrachtet, die sich alle in ihrem Leben noch nie wirklich mit Kickern beschäftigt haben, sind nicht alle gleich stark. Manche sind besser als andere, weil Sie schnellere Reaktionen, ein besseres Ballgefühl oder bessere analytische Fähigkeiten haben. Wenn man ein solches Talent nicht besitzt, dann wird einem Kickern wahrscheinlich wenig Freude bereiten. Sucht einfach mal in eurem Leben nach Bereichen, die euch als Kind schon immer schwer gefallen sind. Vielleicht ist es Kunst, Musik, Mathe, Sport oder etwas völlig anderes. In diesen Bereichen habt ihr wahrscheinlich wenig Talent.

Damit ist nicht gesagt, dass man nicht trotzdem gute Noten schreiben oder tolle Leistungen erbringen kann. Aber besonders überdurchschnittliche Leistungen bleiben einem in diesem Gebiet wahrscheinlich aufgrund des mangelnden Talents versagt.

Die Philosophie des Lernens

Damit stellt sich die Frage, wie entscheidend Talent ist, wenn man über diese Mindestvoraussetzung verfügt. In diesem Zusammenhang möchte ich zwei verschiedene Philosophien des Lernens darstellen.

Lernen ist durch Talent begrenzt

Zum einen kann man den Standpunkt vertreten, dass das naturgegebene Talent die wesentliche Einflussgröße für individuellen Erfolg ist. Wenn man z.B. in der Schule einen leichten Zugang zu Mathe hatte, wurde man von den Eltern in diese Richtung ermutigt. Vielleicht geht man dann zu Mathematikolympiaden und macht auch vermehrt Hausaufgaben in diesem Bereich, weil man sowieso schon gut darin ist. Dinge die ihm leicht von der Hand gehen, macht der Mensch schließlich lieber, als Dinge die ihm schwer fallen.

Umgekehrt kann man in Deutsch von Anfang an Probleme gehabt habe, weil man den Lehrer nicht mochte oder die Themen einen nicht interessierten. Wenn einem die Eltern dann sagen, dass das nicht schlimm ist, weil man wahrscheinlich einfach kein Talent in dieser Richtung hat, passt man sein Verhalten natürlich ebenfalls an. Man hat weniger Lust auf Deutschunterricht, macht weniger gern die Hausaufgaben etc. Diese Einstellung gegenüber dem Lernen zeichnet sich dadurch aus, dass man die eigenen Fähigkeiten relativ schnell in Schubladen einordnet und sein wirkliches Potential womöglich nie voll ausschöpft.

Lernen durch wachsende Herausforderungen

Zum anderen kann man Fleiß, Disziplin und Training als wesentliche Erfolgsfaktoren ansehen. Wenn man in der Schule eine gute Note in Mathe bekommen hat, können die Eltern sagen, dass das an der eigenen Aufmerksamkeit im Unterricht und Vorbereitung auf die Prüfung lag. Wenn man eine schlechte Note in Deutsch bekommen hat, können die Eltern sagen, dass man sich das nächste Mal einfach intensiver oder anders auf die Prüfung vorbereiten sollte.

Beispielsweise kann man andere Erfolgreiche nach ihren Strategien fragen oder sich in Lerngruppen mit ihnen zusammenfinden. Der Misserfolg ist hier unmittelbar die Möglichkeit des persönlichen Wachstums. Die Einstellung gegenüber dem Lernen zeichnet sich also dadurch aus, dass man den eigenen Einfluss auf das Ergebnis nicht unbeeinflussbaren Faktoren wie naturgegebenem Talent zuweist. Vielmehr ist man davon überzeugt, dass man sich auch nach oder gerade durch schlechte Leistungen verbessern kann.

Reaktion auf Misserfolg

Diese Einstellung gegenüber dem Lernen hat auch einen großen Einfluss auf unsere Reaktion auf Misserfolge. Um dies zu verdeutlichen, hilft eine Studie, welche an einer Gruppe von Schülern durchgeführt wurde. Diese Gruppe bestand zum einen aus Schülern, welche naturgegebenes Talent als wesentliche Einflussgröße für ihren persönlichen Erfolg sahen und zum anderen aus Schülern, welche Fleiß, Disziplin und harte Arbeit als Grund für ihren Erfolg ansahen.

Das Experiment bestand aus drei Stufen. In der ersten Stufe wurden allen Schülern einfache Mathematikaufgaben gegeben, welche sie lösen sollten. Alle Kandidaten hatten damit keine Mühe. In der zweiten Stufe wurden den Schülern sehr schwierige Aufgaben gegeben, welche weit über den Anforderungen ihrer Altersstufe lagen. Diese Aufgaben konnte dementsprechend auch keiner der Schüler lösen.

Interessant wird es jetzt bei der dritten Stufe des Experiments. In dieser wurden allen Schülern wieder einfache Aufgaben ausgeteilt. Die Beantwortung dieser Fragen unterschied sich wesentlich zwischen den Schülern der ersten und der zweiten Gruppe. Die Schüler die naturgegebenes Talent als wesentliche Einflussgröße ansahen, schnitten deutlich schlechter ab, als diejenigen, die Fleiß und Disziplin als wichtiger empfanden.

Ansporn statt Resignation

Dieses Ergebnis lässt sich damit erklären, dass die Schüler der ersten Gruppe das persönliche Scheitern gar nicht einkalkuliert hatten. Sie waren nach der ersten Aufgabe der Überzeugung, dass sie gut in Mathe sind. Nach der zweiten Runde wurde ihre Überzeugung jedoch erschüttert. Sie hatten keine Ahnung wie man die Aufgaben lösen sollte. Nach ihrer Überzeugung hatten sie konsequent geschlussfolgert, dass sie wahrscheinlich einfach nicht genug Talent haben und sie deshalb die Aufgaben nicht lösen konnten. Diese negative Einstellung hat sich dann auch auf die dritte Runde des Experiments übertragen, in welchem sie ihrer neuen Erkenntnis entsprechend auch schlechter in Mathe waren.

Die zweite Gruppe hingegen hat von Anfang an damit gerechnet, an die eigenen Grenzen zu stoßen. In der zweiten Runde haben sie festgestellt, dass sie die Aufgaben nicht lösen können. Dies lag aber nach ihrer Überzeugung nicht daran, dass sie generell schlecht in Mathe sind. Vielmehr lag es daran, dass sie sich mit dieser Art von Aufgaben noch nicht ausreichend beschäftigt haben. Dementsprechend sind unvoreingenommen an die dritte Stufe des Experiments herangegangen und haben wesentlich besser abgeschnitten als die erste Gruppe.

Fazit

Zusammenfassend kann man festhalten, dass ein Mindestmaß an Talent notwendig ist, um in einem Gebiet große Leistungen zu vollbringen. Allerdings ist es auch nicht mehr. Nach diesem ersten Schritt hängt Erfolg und Wachstum maßgeblich von anderen Faktoren ab. Faktoren wie Fleiß, Ausdauer und Disziplin, auf die wir weitaus mehr Einfluss haben als über naturgegebenes Talent.

Auf dieser Grundlage kann man auch die eigene Einstellung gegenüber Fehlern und Misserfolg betrachten. Natürlich fühlt sich kein Mensch wohl dabei, wenn er etwas probiert und es nicht funktioniert. Allerdings ist entscheidend, ob man daraus schließt, dass man zu dem angestrebten Ergebnis nicht in der Lage ist. Eine Gruppe von Menschen sieht gewisse Schwächen und Fehler als unüberwindbares Hindernis an, während andere Menschen Schwächen und Fehler als notwendige Vorstufe zum Erfolg ansehen.

Wenn man sich selbst nicht den Freiraum für Fehler einräumt, dann schränkt man sein persönliches Potential von Anfang an auf einen Bruchteil ein. Meiner Überzeugung nach sollte man an Fehlern also auch stets die positive Seite sehen. Sie sind ein unausweichliches Hindernis auf dem Weg zum Erfolg.

Wenn ihr dieses Thema interessant findet, dann könnte euch auch der Artikel „The Effort Effect“ interessieren, der auf der Almni-Seite der Standford University erschienen ist.

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