„Die Schere zwischen ehrenamtlich geprägten Spitzensportverbänden und dem professionell gemanagten Profifußball klafft immer weiter auseinander“, hört man sich hier und da Verbände, Vereine und Einzelsportler beklagen. Natürlich gibt es allenthalben verschiedenste Lösungsansätze. Aber, weshalb befinden wir uns eben in dieser Situation? (Foto: Kuebi)
Um sich dem Problem zu nähern, müssen erst einige Fakten dargelegt werden, die vielleicht auf den ersten Blick nicht so zum Vorschein kommen. Wie ist die Verbandsstruktur in den einzelnen Landessportverbänden? Meist werden Vereine und Verbände von einer Altherrengeneration geführt. Dies belegen nicht nur die Sportentwicklungsberichte des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), sondern auch der einfache Blick auf die Webseiten der Verbände. Im Grunde handelt es sich bei diesen Personen um Liebhaber, oder negativ ausgedrückt um „Vereinsmeier“ mit wenig Expertise.
In Sportvereinen wird die Mitgliederzahl demografiebedingt rapide sinken
Natürlich spielt auch – wie bei fast allen Problemen, die mit Menschen zu tun haben – der demografische Wandel eine Rolle. Für Deutschland ist er eine große Aufgabe und stellt den vereins- und verbandsorganisierten Sport vor grundlegende Herausforderungen. Die Mitgliederzahlen im Sportverein sind laut DOSB noch relativ konstant, allerdings werden in den nächsten Jahren die absoluten Mitgliederzahlen sinken, wie verschiedene Hochrechnungen erkennen lassen. Man geht von einem Rückgang von bis zu 20% in manchen Fällen von 25% aus. Die Altherrengeneration kann also recht schwierig abgelöst werden.
Ein weiterer Aspekt ist der, dass es dreier Einsichten bedarf, um Probleme lösen zu können:
Es muss eingesehen werden, dass der Verband meist nicht in der Lage dazu ist, externes Know-How einzukaufen. Eben so muss sich der Verband fragen, ob er willens ist und die Situation ändern kann. Aber die Kernthese, die an dieser Stelle aufgestellt werden muss, führt zur Einsicht, dass ein langfristiger Erfolg nur dann erreicht werden kann, wenn eine kurzfristige Investition getätigt wurde. Und dabei muss man keinen Millionenkredit aufnehmen, sondern kann auch mit einem kleinen Beitrag den Ball ins Rollen bringen – quasi im wahrsten Sinne des Wortes.
Professionelles Sportmanagement als Losung für ehrenamtlich geführte Vereine?
Wie muss ein Verband in der heutigen Zeit, in der König Fußball alles dominiert – TV, Sponsoring, Social Media – geführt werden? Die einfache Antwort lautet: Ein Verband benötigt Management und muss als Unternehmen gesteuert werden. Wenn ein Verband das Ziel hat, die Medienpräsenz und so die Finanzen zu steigern, muss dies als Managementaufgabe gesehen werden. Sinnvoll ist es, einen Business Plan zu erstellen und vor allem seine Unique Selling Points (USP’s) herauszustellen. Es bedarf einer Definition von Soll-Zuständen, die angesichts eines potenziell großen Möglichkeitsraums zünftiger Entwicklungen in nachfolgenden Entscheidungssituationen Orientierung geben, wie Marcel Fahrner in seinem Buch „Grundlagen des Sportmanagements“ ausführlich darlegt.
Es lässt sich also feststellen, dass im Bereich des normativen Managements viele Dinge noch unvorhersehbar sind. Deshalb ist es wichtig, die Chancen und Risiken über eine längerfristige Periode hinweg in die Analyse einzubeziehen.
Medienarbeit und Internetpräsenz – geringe Kosten, große Wirkung
Das Ziel ist es, die Medienpräsenz ohne großen finanziellen Aufwand zu steigern. Es geht also um eine „fundamentale Zielgröße“, wie z.B. besser als Verband XY zu sein. Aber welche Probleme ergeben sich bei dieser Fragestellung? Entscheidungsträger können nicht perspektivisch denken. Es wird von vorne herein davon ausgegangen mit dem Fußball auf einer Ebene gesehen zu werden. Der Verband muss sich die Frage stellen, ob er bei der ARD laufen möchte, oder ob ihm Sport1 oder der regionale TV Sender „ausreicht“. Wenn die Selbsterkenntnis erst einmal eingetroffen ist, dass ein Herankommen an „König Fußball“ recht schwierig ist, kann die strategische Umsetzung beginnen. Denn wie heißt es so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Der erste Anlaufpunkt für Interessierte – also auch Sponsoren – ist die Website. Selbstverständlich ist Vintage hip, aber wenn man sich das Sammelsurium an „Kunst“ aus dem Jahr 1998 und früher anschaut, verschlägt es einem häufig die Sprache. Die Tatsache, dass der erste point of contact meist die Internetseite eines Verbandes ist, bestärkt das Unbehagen.
Oft ist es so, dass einzelne Vereine eine attraktivere Website haben, als der Dachverband. Wie wirkt man diesem entgegen? Wettbewerb ist hier das Zauberwort.
Attraktiv werden für Sponsoren – aber wie?
Ein Dachverband kann also einen Wettbewerb der besten Website initiieren und diesen mit Hilfe eines Sponsors prämieren (hier sind wir wieder bei der kurzfristigen Investition). So regt er an, sich Gedanken über den Webauftritt, der vielleicht aus den Anfängen des Internets stammt, zu machen. Es gibt in jedem Verein junge Menschen, die internetaffin sind und sich diesem Thema widmen können. Bei Vereinseigenen Personen ist es finanziell einfach und natürlich gestaltet sich die Umsetzung aufgrund der kurzen Wege viel besser. Viele Anbieter wie WordPress ermöglichen auch ein für Laien bedienbares Content-Management-System.
Mit einer aktuellen und vor allem grafisch ansprechenden Website schafft man Attraktivität für Sponsoren. Ein weiterer Punkt ist natürlich der Auftritt im Social Media. Die Wasserballer des SVV Plauen, haben ein sehr gutes Imagevideo mit wenig Aufwand erstellt, welches viral gegangen ist. Aufmerksamkeit ist hier das A und O.
Auf die Ressourcen von externen Anbietern zugreifen
Aber Medienpräsenz ist nicht nur die Website. Dank eines neuen Angebotes eröffnen sich aber für jeden Verband Chancen. Die Plattform sportdeutschland.tv hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Sport in Deutschland abzubilden. Dort hat jeder Verband und Verein die Möglichkeit Livestreams und Videos zu erstellen und so seinen Sport für alle erlebbar zu machen. Bewegtbildcontent ist natürlich auch ein großes Argument für potenzielle Sponsoren. Mit wirklich wenig Aufwand – denn eine Kamera und Laptop sind meist vorhanden – kann man ein attraktives Angebot für Fans, aber auch Sponsoren machen. Denn das Argument, dass der Sport überregional für jeden greifbar ist, schafft bei Sponsoren große Aufmerksamkeit.
Wir sehen also, dass, wenn zunächst die Einsicht gereift ist und das Offensichtliche erkannt wurde, die heutigen Möglichkeiten ein Herankommen an den „König Fußball“ nicht nur theoretisch möglich sondern wirklich greifbar sind.