Chronobiologen und Schlafforscher fordern für Jugendliche ein Recht auf einen langen Schlaf. Die Unterrichtszeiten sollen daher angepasst werden. 

Lehrer kennen den Anblick schon sehr gut. Es ist 8 Uhr morgens. Ein Teil der Schüler schaut müde vor sich hin, ein anderer Teil hat die Jacke zu einem Kissen zusammengeknüllt, auf die der Kopf liegt. Die Sache ist doch klar: Diese Jugendlichen haben die Nacht durchgemacht und jetzt sind sie “zu müde” für die Schule. So ist es nun einmal, wenn für Jugendliche Party wichtiger ist als ein guter Schulabschluss.

Arbeitswelt an die Lebensbiologie anpassen

Göran Hajak, Schlafforscher aus Bamberg, sagt im SPIEGEL-Interview allerdings, dass die Müdigkeit der Jugendlichen nicht von einer durchzechten Nacht herrührt. “Selbst wenn man Teenager ohne Computer und Fernseher auf eine Insel schicken würde, hätten die meisten diesen Rhythmus. Warum, weiß niemand, aber es ist wohl genetisch bedingt.”, so Hajak.
Daher fordern immer mehr Chronobiologen und Schlafforscher die Uhrzeit für den Schulbeginn an den Biorhythmus der Jugendlichen anzupassen. Die Schule sollte statt um 8 Uhr besser um 9 Uhr oder noch später beginnen. Hayak bedauert, dass die Anforderungen der Arbeitswelt zu wenig an die “Lebensbiologie” der Menschen angepasst werden könne.

In der Tat ist das Verständnis für diese Forderung sehr gering. 2006 hat der damalige Ministerpräsident Baden-Württembergs und der heutige EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günter Oettinger,  gefordert, dass zumindest die älteren Schüler der Unterricht später beginnen sollte. Neben Kritik prasselte auf ihn Hohn und Spott.

Umfrage zur Chronobiologie des Instituts für Medizinische Psychologie an der LMU

Die Experten sind sich einig: Statt die Jugendlichen der Gesellschaft anzupassen, sollte die Gesellschaft in diesem Fall den Jugendlichen folgen. „Jede Minute zusätzlicher Schlaf am Morgen“ sei für die Schüler kostbar, bilanziert Kantermann, so Peter Spork in seinem F.A.Z.-Beitrag über das deutsche Schulsystem und Schlafrhythmus der Jugendlichen.

Das Institut für Medizinische Psychologie an Ludwig-Maximilians-Universität München führt eine Online-Umfrage zur Erforschung der biologischen Uhr von Menschen durch. Wer wissen möchte, zu welchem Chronotyp er gehört, kann hier an der Umfrage teilnehmen. Jeder Teilnehmer bekommt per E-Mail eine eigene Auswertung.

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