Ihr spielt gegen einen richtig starken Gegner. Ihr seid richtig gut drauf. Alles klappt. Technik ist perfekt. Der Anfang läuft super. Er hat keine Chance. Der erste Satz liegt klar auf eurer Seite. Dann im zweiten Satz läuft es nicht mehr ganz glatt. Das Blatt wendet sich. Die Technik klappt noch, aber es ist so, als ob der Gegner Gedanken lesen könnte. Am Ende weiß euer Gegner viel mehr über eure Stärken und Schwächen als ihr selbst. Nur, wie hat er das gemacht?
In diesem Artikel werde ich ein Modell beschreiben, welches das Zusammenspiel zwischen Offensive und Defensive beschreibt. Als Beispiel dient uns dieses mal, dass du der Torwart bist und der Gegner den Ball auf der drei hat und auf dich schießt. Im Weiteren kann man jeden Schuss unter vier Geschichtspunkten analysieren. Die Vier-Seiten eines Schusses sind:
Inhalt: Dieser Punkt ist recht eindeutig und gemeint ist einfach nur die Beschreibung was der Gegner ausgeführt hat. Welchen Schuss aus welcher Ausgangsposition er wie gut geschossen hat. Zu diesem Punkt zählen alle objektiven Kriterien, mit denen man den Schuss beschreiben kann, wie zum Beispiel Startpunkt, Abschusspunkt, Ansatz, Geschwindigkeit,…
Appell: Wenn der Gegner ein Konzept hat, dann möchte er mit der Auswahl seiner Schüsse eine bestimmte Reaktion beim Torwart bewirken.
Selbstkundgabe: Mit jedem Schuss, den der Gegner schießt, erzählt er auch etwas mehr über sich selbst. Er zeigt welche Schüsse er gut kann und welche er nicht so gut kann. Die, die er gut kann, wird er sehr wahrscheinlich in Situationen wählen, in denen es eng wird. Wenn er über ein Spiel bestimmte Schüsse nicht zeigt, dann müssen diese auch nicht gedeckt werden. Vielleicht legt er sich den Ball immer in der Mitte vor – und nur in die Ecken schießt.
Beziehung: Dieser Aspekt widmet sich der Weise, in der der Gegner auf meine Deckung reagiert hat. Auch gutes Beispiel ist, wenn ich anfange zu shuffeln, bekommt er Panik und reißt unüberlegt ab. Oder er schießt, wenn ich Verteidiger und Torwart kreuze…
Die Punkte zwei bis vier hängen stark von der Interpretation ab. Aber mit der Zeit lernt man seine Gegner immer besser zu lesen. Man lernt aus Fehlinterpretationen und wie man diese Anpassen kann. Zum Beispiel wenn jemand nach rechts schießt und den Ball nicht trifft, dann kann man daraus den Schluss ziehen, dass dieser Schuss nicht so gut beherrscht wird.
Es kann aber trotzdem sein, dass dies der Lieblingsschuss ist, den der Stürmer besonders gut beherrscht und nur gerade einen Aussetzer hat. Wichtig ist, dass man bei der Analyse nicht nur eine einzelne Aktion bewertet, sondern möglichst auch auf den Verlauf achtet. Auf das achtet, was der Stürmer vorher gemacht hat, um zu erkennen, wie er sein Verhalten anpasst.
Kommunikationsmodell auf Tischfußball angewendet
Bisher habe ich nur die Signale des Stürmers (senderseitig) beschrieben. Wichtig ist auch anzumerken, dass diese Signale je nach Torwart unterschiedlich stark empfangen werden. Es gibt Torhüter, die unglaublich gut Ansätze lesen können und dann direkt wissen, welcher Schuss kommt (Inhaltsseite) oder andere, die ableiten können, was der Stürmer mit den Schüssen bezwecken wollte (Appellseite). Es gibt viele Methoden, mit denen gut gehalten werden kann. Aber je nach Torwart können bestimmte Konzepte besonders gut zum gewünschten Ergebnis führen, die bei anderen Torhütern gegebenenfalls auch gar nicht funktionieren, weil diese auf andere Sachen achten.
Dieses Gedankenmodell lässt sich auf alle Aspekte am Tisch anwenden. Man kann es zur Hilfe nehmen, um Offensiven wie Defensiven zu brechen. Schulz von Thun hat das Vier-Seiten-Modell entwickelt, um menschliche Kommunikation zu beschreiben, deswegen lässt es sich wunderbar auf das menschliche Zusammenspiel beim Tischfußball anwenden.