Tischfußball ist noch kein Profi-Sport, aber es gibt sie doch: Profi-Tischfußballer, die auf die eine oder andere Weise mit Tischfußball ihr Geld verdienen. Alle teilen aber dieselbe Strategie: Sie haben aus ihrem Hobby Berufung gemacht. Damit stehen sie auf der Höhe des Digitalzeitalters. Zu den prominenten Beispielen aus der Kicker-Welt gehören ohne Zweifel Lilly Andres aber auch Maura Porrmann.
Früher, als die meisten Menschen in der Landwirtschaft arbeiteten, begann die Arbeitszeit bei Sonnenaufgang und endete mit dem Beginn der Dunkelheit. Im Industriezeitalter konnte dank künstlichen Lichts beinahe rund um die Uhr in der Fabrik „geschuftet“ werden. Erst nach langen Kämpfen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften wurden die Arbeitszeiten in Deutschland auf fünf Tage und 40 Stunden begrenzt.
Start Ups, Kreative und Tischfußballer – Helden des Digitalzeitalters
Und jetzt, im Digitalzeitalter wird das industrielle Modell zunehmend aufgeweicht. Dank Email und Smartphone sowie Cloud-Dienste und Videochats sind Mitarbeiter Tag und Nacht erreichbar. In Zeiten von „home office“ und „desk sharing“ ist das klassische Büro auf dem Rückzug.
Andererseits erlauben die neuen Technologien, Privates auch während der Arbeitszeit unkompliziert zu erledigen. Vielleicht gerade aus diesem Grund machten deutsche Arbeitnehmer 2015 rund 1.813 Millionen Überstunden. Wie es aussieht, muss ein tragfähiges Arbeitszeitmodell und eine dazugehörige Arbeitskultur erst noch gefunden werden.
Ein Trend, der auf eine solche neue Arbeitskultur hinweisen könnte, ist die zunehmende Verschränkung von Arbeit und Freizeit. „Selbstverwirklichung“ nennen manche es. Sie haben aus ihrem Hobby Beruf gemacht. Im Digitalzeitalter gelten Start Ups zu dieser Gattung, die kein Abenteuer scheuen, um ihre Idee zu realisieren. Sportler, Künstler oder Schauspieler sind wiederum die etwas anderen Traumerfüller.
Zwar zählt der Tischfußall noch nicht zu den Profi-Sportarten. Aber es gibt sie doch, die ihr Geld mit Kickern verdienen. Unter den Spitzen-Tischfußballern fällt einem zuerst Lilly Andres ein. Sie ist die erste Profi-Sportlerin, die dank breiter Medienpräsenz den Tischfußball über die Kicker-Szene hinaus bekannt macht.
Selbstverwirklichung: Tischfußball als Beruf
Chris Marks hat aus seinem Hobby sogar ein Geschäftsmodell gemacht. Auf publikumswirksamen Events bietet er seinen Kunden an, den Champion zu schlagen. Nicht von ungefähr nennt sich seine Agentur „Beat the Champ“. Andere ehemalige Vollblut-Spieler haben Event-Agenturen gegründet oder sich in der Gastronomie etabliert. Rikko Tuitjer und Knuth Strecker sind Inhaber von Kixx, der für alle Tischfußballer in der Republik ein Begriff ist. Aktuell führt Rikko das Hamburger Organisationsteam für die Weltmeisterschaft an, die im April 2017 in Hamburg stattfinden wird.
Eine etwas andere Vorgeschichte hat Maura Porrmann zu bieten. Sie gehört zu den besten Spielerinnen Deutschlands, aber ihr Spielfeld, auf dem sie ihr Geld verdient, ist ein ganz anderes. Ausgebildet in Tanz, Gesang und Schauspiel tauscht sie von Wochenende zu Wochenende den Kickertisch gegen eine Kleinkunstbühne.
Kickertische für die Denker der Nation
Wer nicht als Spitzensportler kickert, der findet an immer mehr Arbeitsplätzen einen Kickertisch. Denn es geht auch umgekehrt: im Beruf dem Hobby frönen. Insbesondere in Unternehmensberatungen, Softwareentwicklern oder Kreativagenturen ist der Kickertisch genau der Ort, an dem Arbeitszeit und Freizeit zusammenfallen. Denn Kickern bringt die grauen Zellen wieder in Schwung.