Tischfußball ist lange schon kein Kneipensport. Was ist er dann? Wie es aussieht, hat in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel im Tischfußball stattgefunden. Um diesem Wandel Rechnung zu tragen, wird der DTFB künftig einen besonderen Slogan tragen, der zur Zukunft des Sports passt.

Laut einer Untersuchung des Verbands der Deutschen Automatenindustrie (VDAI e.V.) aus dem Jahren 2014 ist die Zahl der so genannten Sportspielgeräte in Deutschland rückläufig. Darunter zählen Billard, Dart, Bowling und auch Tischfußballtische. Wurden 2010 noch über 22.300 Sportspielgeräte aufgestellt, ist ihre Zahl im Jahr 2013 auf rund 18.000 Geräte zurückgegangen. Das ist ein beachtlicher Rückgang von 21,7%.

Gleichzeitig vermelden die Hersteller von Premium-Tischfußballtischen, dass sie ihren Absatz in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern konnten. Wenn auf der Abnehmer-Seite immer weniger Tischfußballtische nachgefragt werden, auf der Anbieter-Seite die Zahl der hergestellten Tische zugenommen hat, ergibt sich hieraus eine wichtige und zwingende Frage: Wo steht diese große Zahl an Kickertische?

Diese Frage bildete den Ausgang meiner Arbeit beim Deutschen Tischfußballbund. Besser gesagt: Es war der Beginn eines Abenteuers in eine Sportwelt, die mir bis dahin fremd war. Ich bin Soziologe, Trendforscher und Experte für Trend- und Innovationskommunikation. Ich komme oft dann zum Einsatz, wenn etwas sehr kompliziert, unverständlich oder unerklärlich ist. Ich gehe auf Spurensuche, recherchiere nach Daten und Fakten, wende Netzwerk- und Stakeholderanalysen an, untersuche die Kommunikationsbeziehungen, ermittle Muster in der Lebenswelt oder im Milieu und hole Einschätzung von Fachexperten ein. Ich füge Stück für Stück die Puzzlestücke zusammen, um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, das hilft, belastbare Strategien und Kampagnen zu entwickeln.

Wo stehen diese Kickertische nun?

Irgendwo mussten diese vielen Kickertische schließlich sein, die nur darauf warten, gefunden zu werden. Dass die Zahl der Vereine und Mitglieder vom DTFB innerhalb von zehn Jahren sich verdoppelt hat, konnte nicht die einzige Erklärung für die gestiegenen Absatzzahlen sein. Es kam erschwerend hinzu, dass kaum, eigentlich gar keine Marktdaten zum Tischfußball öffentlich vorliegen.

Zu Fußball, Basketball oder Golf lassen sich relativ einfach Daten und Studien finden, die ihre Wirtschaftskraft beschreiben. Sportartikelhersteller, Sportdienstleister, Betreiber und viele andere Akteure der jeweiligen Sportarten haben Interesse an einer solchen Markttransparenz, um Geschäftsbeziehungen besser zu begründen und Erfolgschancen besser einzuschätzen. Für Tischfußball sind wir gerade dabei, erste Zahlen zu ermitteln. Aber auch sie hätten mir kurzfristig nicht geholfen.

Dabei lag die Antwort auf die Frage direkt vor der Nase. Allerdings war sie so nah, dass sie übersehen werden musste. Auf kickerium.de haben wir den ein oder anderen Artikel dazu veröffentlicht, weil die Antwort auf die Frage bei unseren täglichen Themenrecherchen und Medienscreening immer wieder wie ein Fisch ins Netz gegangen ist: Eröffnet ein Unternehmen ein neues Büro, wird auch der Kickertisch gepriesen, der die Mitarbeiter in ihren Pausen ablenken und Schwung für den weiteren Tag geben soll.

Kickertische in Unternehmen – aber warum?

Nicht selten wird von betriebsweiten und manchmal überbetrieblichen Kickerturnieren auf Unternehmensblogs und in Newslettern berichtet. Ein prominentes Beispiel ist der Silpion Kicker Cup am 20. Januar in Hamburg. Listet man alle diese unternehmerischen Beispiele auf, dann fällt ein besonderes Merkmal auf: es sind überwiegend wissensintensive Unternehmen wie Unternehmensberatungen, PR- und Kommunikationsagenturen, IT-Beratungen, Softwareentwickler, Forschungseinrichtungen oder Startups.

Gut informierte Kenner der Sportszene und Unternehmen, die mit Tischfußball ihr Geld verdienen, bestätigten diesen Eindruck. Im jüngsten “Deutscher Startup Monitor” des Bundesverbands Deutscher Startups lautete darüber hinaus ein Ergebnis, dass 24,1% aller Startups einen Kickertisch im Büro stehen haben. Was bedeutet diese Erkenntnis für den deutschen Tischfußball nun?

Weg von Kneipensport hin zu Geeks und Hipsters

Dass Tischfußball kein Kneipensport mehr ist, ist inzwischen allseits bekannt und anerkannt. Zu wissen, was der Tischfußball nicht ist, hilft aber wenig, wenn man den Sport voranbringen möchte. Offensichtlich ist aber, dass in den vergangenen zehn Jahren ein Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung des Tischfußballs stattgefunden hat: weg vom Image eines Kneipensports hin zu Geeks und Hipsters, oder besser gesagt: zu hochqualifizierten und kreativen Köpfen mit seltenen Kompetenzen, die in wissensintensiven Unternehmen des Digitalzeitalters sitzen, arbeiten – und zwischen Projekten und Meetings eben kickern.

Das ist die Richtung, in die der Sport sich entwickelt hat und der DTFB seine Verbandsarbeit künftig ausrichten wird, um den Sport zu fördern, einer noch breiteren Öffentlichkeit nahezubringen und Unterstützer zu gewinnen. Hiervon werden nicht nur der DTFB, die Vereine sowie die Tischfußballerinnen und Tischfußballer profitieren. Es wird erwartet, dass auch die sportnahen Dienstleistungsunternehmen wie Event-Agenturen, Online-Shops, Tische- und Sportartikelhersteller davon einen großen Nutzen haben werden.

Ein neuer Name für den Tischfußball

Um diesen Paradigmenwechsel im Tischfußball begreifbar und fassbar zu machen, ist es wichtig, ihm einen Namen zu geben. Daher haben wir im Team einen Slogan entwickelt, der gut zur Zukunft des Sports passt: Mit “Tischfußball. Der kluge Sport” wendet sich dieser Sport genau an die wissensintensiven Unternehmen und Einrichtungen. Das Tolle dabei ist, der Slogan kann problemlos auf Schulen und Hochschulen übertragen werden, in denen der Tischfußball immer mehr begeisterte Anhänger findet.

Der Anfang ist gemacht. Im neuen Jahr geht es weiter: kickerium.de wird neue Features einführen. Dabei werden wir mit den Infografiken weitermachen. Die Infografik “Die Welt des Tischfußballs auf einen Blick” ist sehr gut angekommen. Zum Slogan “Tischfußball. Der kluge Sport” wird mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2017 in Hamburg eine Kampagne gestartet. In diesem Rahmen werden wir Strukturdaten zum Sport aufarbeiten. Geplant ist zudem eine Umfrage unter Tischfußballerinnen und Tischfußballern, um ihre Lebenswelt besser zu verstehen.

2017 wird das Jahr des klugen Sports sein. Von nun an, weiß man, welcher Sport damit gemeint ist.

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